Archiv des Ortes
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Auswahlkriterien

Die Auswahlkriterien für die Sammlungen Schlieren und Oberengadin wurden im Verlauf der Bildrecherche anhand des gesichteten Materials in den Beständen vor Ort entwickelt. Ausgewählt wurden nicht Einzelbilder, sondern für den jeweiligen Bestand charakteristische Bildreihen. Die nachfolgende Auflistung ist eine Idealbeschreibung, die einzelnen Bilder entsprechen diesen Kriterien in unterschiedlichem Mass.

Eine konkrete räumliche Situation entsteht durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Felder räumlicher Praxis: im Zusammenspiel von Architektur, Verkehrsplanung, Strassengestaltung, gewerblicher Nutzung etc. Räumliche Veränderung entsteht infolge paralleler ablaufender Prozesse unterschiedlicher Geschwindigkeit. Gestaltung und Funktion der im Raum platzierten Objekte und Elemente sind zunehmend standardisiert, regionale Unterschiede bezüglich Architektur und Design verschwinden. Das Besondere von Orten und Räumen, ihre Identität, ihre Atmosphäre, liegt nicht mehr in den einzelnen Objekten oder Gebäuden begründet, sondern in ihrer je eigenen Form der Anordnung in Bezug zur Topografie.

Ein fotografisches Archiv zur Raumentwicklung soll dokumentieren, wie die für einen Ort, eine Region charakteristischen Objekte und Elemente im Verhältnis zueinander angeordnet werden und wie sich die Muster ihrer Anordnung im Verlauf der Zeit verändern. Nur wenn Objekte und Elemente im Zusammenhang zu sehen sind, kann das Prozesshafte räumlicher Entwicklung dokumentiert werden. Daraus leiten sich folgende Kriterien für die Bildauswahl ab:

Räumliche Zusammenhänge

- Standpunkt und Ausschnitt sind so gewählt, dass aus dem Bild ersichtlich wird, wie die dargestellten Objekte zueinander in Beziehung stehen.
- Das Bild vermittelt einen Eindruck der räumlichen Gegebenheiten vor Ort.

Nachvollziehbarkeit des Aufnahmestandpunktes

- Aus dem Bild ist verständlich, wo die Kamera positioniert war.
- Der Aufnahmestandpunkt steht in einem nachvollziehbaren Verhältnis zur dargestellten räumlichen Situation.

Informationsdichte

- Das Bild zeigt unterschiedliche Ebenen räumlicher Praxis, die in der dargestellten Situation aufeinandertreffen.
- Das Bild macht Aspekte, die für die atmosphärische Wirkung der Objekte und Situationen relevant sind, sichtbar.
- Das Bild stellt zeittypische Nutzungsweisen von Räumen und Orten dar. Design und Gestaltung von Objekten und Gegenständen sind charakteristisch für die Entstehungszeit des Bildes.

Offener Bildraum

- Der Bildaufbau erzeugt einen Bildraum, in dem die einzelnen Elemente gleichwertig nebeneinander betrachtet werden können.
- Elemente im Vordergrund, welche den Bildraum gegen den Betrachter hin abschliessen, werden vermieden.
- Der Blick ist geradeaus gerichtet, keine extreme Unter- oder Aufsicht.
- Die Brennweite liegt im moderaten Weitwinkelbereich, keine starken Tele- oder Fischaugenaufnahmen.

Technische Qualitäten

- Technische Qualitäten (Schärfe, Farbigkeit, Kontrast etc.) werden als Teil des ästhetischen Codes der verschiedenen fotografischen Genres verstanden und nicht nach den handwerklichen Kriterien der Berufsfotografie beurteilt.
- Sie sollen aussagekräftig sein für den jeweiligen Produktionskontext (der Postkartenfotografie, der Amateurfotografie, der Dokumentarfotografie etc.) sowie für zeitbedingte ästhetische Vorlieben und fototechnische Möglichkeiten.

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