Bildserien als Lektürevorschläge
Die Fotografien aus den unterschiedlichen Archiven und fotografischen Produktionskontexten (der Postkartenfotografie, der Dokumentarfotografie, der Pressefotografie, der Amateurfotografie) werden miteinander kombiniert und zu thematischen Serien zusammengestellt. Die Serien stellen Aspekte des räumlichen Wandels im Oberengadin und in Schlieren von 1945 bis heute beispielhaft dar und entwerfen unterschiedliche Sichtweisen auf die Veränderung von Orten und Landschaften in den beiden Gebieten. Die Serien bilden Vorschläge zur «Lektüre» des in den Sammlungen vorhandenen Materials, formuliert aus der Perspektive des Forschungsteams der Zürcher Hochschule der Künste.
Die digitalen Bildserien stellen die Fotografien unterschiedlicher Herkunft, Grösse, Materialität in einen neuen visuellen Zusammenhang. Dieser eröffnet andere Lesarten des Materials. Aspekte der Darstellung räumlicher Praxis, die im ursprünglichen Verwendungszusammenhang im Hintergrund bleiben, werden wahrnehmbar. Die Serien erzeugen einen Bilderfluss, der Beziehungen zwischen den Formen der fotografischen Repräsentation von Raum sichtbar macht.
Kennzeichen einer konzeptuell angelegten Bildserie ist die Standardisierung bestimmter Bildparameter. Diese Standardisierung kann die Ebene der Bildgegenstände, der Entstehungszeit, der Komposition (Standpunkt, Ausschnitt, Perspektive) oder der Wiedergabe (Farbigkeit, Kontrast, Trägermaterial) betreffen. Die Standardisierung der Bildparameter erzeugt ein bestimmtes Verhältnis von Wiederholung und Variation. Der visuelle Zusammenhang der Bildserie lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf bestimmte Aspekte der einzelnen Bilder. Das durchgehende Verhältnis von Wiederholung und Variation innerhalb der Bildserie ermöglicht ein «vergleichendes Sehen». Es macht gleichzeitig den Konstruktcharakter des fotografischen Bildes deutlich: Indem sich bestimmte Aspekte z.B. der Aufnahmestrategie oder der Motivwahl von Bild zu Bild wiederholen, werden sie als bewusst gesetzte Entscheidungen, als Elemente eines bestimmten fotografischen Verfahrens kenntlich gemacht. Die Bildserie macht den Doppelcharakter der fotografischen Darstellung von Raum deutlich. Es wird sichtbar, dass über die fotografische Dokumentation immer auch ein bestimmtes «Raumbild», eine bestimmte «Raumvorstellung» entworfen wird.
In Schlieren erfolgt die Gestaltung von Räumen und Landschaften in erster Linie unter funktionalen Gesichtspunkten. Stadtlandschaft in Agglomerationsgebieten wird nicht «zur Ansicht», sondern zum Gebrauch geplant und gebaut. Das «Ortsbild» hatte bis vor kurzem für das Standortmarketing keine wesentliche Bedeutung. (Mit der Entwicklung zum Dienstleistungs- und Technologiezentrum und dem Ausbau der Wohngebiete beginnt sich dies seit den 2000er Jahren zu ändern. Ein neues Stadtentwicklungskonzept, Architekturwettbewerbe und Massnahmen zur Aufwertung des öffentlichen Raumes sind Ausdruck der gestiegenen Bedeutung, welche dem «Ortsbild» zukommt.) Die Bildwelt Schlierens ist geprägt durch die Fotografien der engagierten Amateure und Bewohner, durch die Dokumentationen der Baufirmen, Gemeindeämter und der Firmenarchive. Diese sind für den internen Gebrauch bestimmt und richten sich nicht an einen aussenstehenden Betrachter. Die Ästhetik dieser Fotografien ist geprägt durch das «Rauhe» der nicht gezielt gestalteten Räume und Landschaften und die Bildsprache der Amateurfotografie bzw. der nicht-professionellen Dokumentarfotografie mit ihrem hohen Anteil an nicht absichtlich mitfotografierter Bildinformation. Im Zusammenspiel dieser Fotografien entsteht eine eigene Bildwelt der Agglomeration.
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Die digitalen Bildserien stellen die Fotografien unterschiedlicher Herkunft, Grösse, Materialität in einen neuen visuellen Zusammenhang. Dieser eröffnet andere Lesarten des Materials. Aspekte der Darstellung räumlicher Praxis, die im ursprünglichen Verwendungszusammenhang im Hintergrund bleiben, werden wahrnehmbar. Die Serien erzeugen einen Bilderfluss, der Beziehungen zwischen den Formen der fotografischen Repräsentation von Raum sichtbar macht.
Kennzeichen einer konzeptuell angelegten Bildserie ist die Standardisierung bestimmter Bildparameter. Diese Standardisierung kann die Ebene der Bildgegenstände, der Entstehungszeit, der Komposition (Standpunkt, Ausschnitt, Perspektive) oder der Wiedergabe (Farbigkeit, Kontrast, Trägermaterial) betreffen. Die Standardisierung der Bildparameter erzeugt ein bestimmtes Verhältnis von Wiederholung und Variation. Der visuelle Zusammenhang der Bildserie lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf bestimmte Aspekte der einzelnen Bilder. Das durchgehende Verhältnis von Wiederholung und Variation innerhalb der Bildserie ermöglicht ein «vergleichendes Sehen». Es macht gleichzeitig den Konstruktcharakter des fotografischen Bildes deutlich: Indem sich bestimmte Aspekte z.B. der Aufnahmestrategie oder der Motivwahl von Bild zu Bild wiederholen, werden sie als bewusst gesetzte Entscheidungen, als Elemente eines bestimmten fotografischen Verfahrens kenntlich gemacht. Die Bildserie macht den Doppelcharakter der fotografischen Darstellung von Raum deutlich. Es wird sichtbar, dass über die fotografische Dokumentation immer auch ein bestimmtes «Raumbild», eine bestimmte «Raumvorstellung» entworfen wird.
Raumentwicklung als Prozess
Die Bildserien zeigen räumliche Veränderung nicht als Gegenüberstellung von «früher» und «heute», sondern als Prozess. In den Serien zur Entwicklung der Wohngebiete, der Ortszentren, der Siedlungsränder sowie zur wirtschaftlichen und touristischen Nutzung werden je unterschiedliche Formen der Anordnung von Objekten und Elementen, unterschiedliche räumliche Strukturen sichtbar. Es wird deutlich, dass in beiden Gebieten ganz unterschiedliche Raumtypen parallel existieren, die sich je in verschiedenen Geschwindigkeiten verändern. Ähnlichkeiten und Unterschiede der Nutzung, Gestaltung und Atmosphäre von Räumen in den beiden Gebieten werden herausgearbeitet.Unterschiedliche Bildwelten Schlieren - Oberengadin
Für das Oberengadin sind Aussehen und Gestaltung von Orten und Landschaften wirtschaftlich von zentraler Bedeutung. Diese Bedeutung von Ort und Landschaft zeigt sich auch in den Fotografien, welche die Region produziert. Der Tourismus erzeugt eine bewusste Inszenierung der Engadiner Dörfer, der Seenlandschaft, der Bergwelt für die Besucher. Die Postkarten- und Werbefotografie wiederholt diese Inszenierung der Landschaft auf der Bildebene. Die Fotografien aus den internen Dokumentationen der Baufirmen, Gemeindeämter etc. zeigen dagegen eine andere Sicht auf die Region: alltägliche Räume, durchschnittliche Landschaften etc. Die ästhetische Wirkung dieser Bilder ist keine bewusste Absicht, sondern Resultat des Gebrauchs von Fotografie zu Dokumentationszwecken. Die Bildwelt aus dem Oberengadin ist geprägt durch diese zwei Sichtweisen auf Ort und Landschaft.In Schlieren erfolgt die Gestaltung von Räumen und Landschaften in erster Linie unter funktionalen Gesichtspunkten. Stadtlandschaft in Agglomerationsgebieten wird nicht «zur Ansicht», sondern zum Gebrauch geplant und gebaut. Das «Ortsbild» hatte bis vor kurzem für das Standortmarketing keine wesentliche Bedeutung. (Mit der Entwicklung zum Dienstleistungs- und Technologiezentrum und dem Ausbau der Wohngebiete beginnt sich dies seit den 2000er Jahren zu ändern. Ein neues Stadtentwicklungskonzept, Architekturwettbewerbe und Massnahmen zur Aufwertung des öffentlichen Raumes sind Ausdruck der gestiegenen Bedeutung, welche dem «Ortsbild» zukommt.) Die Bildwelt Schlierens ist geprägt durch die Fotografien der engagierten Amateure und Bewohner, durch die Dokumentationen der Baufirmen, Gemeindeämter und der Firmenarchive. Diese sind für den internen Gebrauch bestimmt und richten sich nicht an einen aussenstehenden Betrachter. Die Ästhetik dieser Fotografien ist geprägt durch das «Rauhe» der nicht gezielt gestalteten Räume und Landschaften und die Bildsprache der Amateurfotografie bzw. der nicht-professionellen Dokumentarfotografie mit ihrem hohen Anteil an nicht absichtlich mitfotografierter Bildinformation. Im Zusammenspiel dieser Fotografien entsteht eine eigene Bildwelt der Agglomeration.
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